Weihnachtsbrief 2025
Regen ist Sonne in Tropfenform. Schlechtes Wetter gibt es deshalb nicht. Alles Lebendige auf diesem Planeten braucht Wasser und Wärme. Die Sonne liefert beides.
Unser Weihnachtsbrief ist wie immer ein Jahresrückblick aus der Sicht des Gemüsebauern. Dabei geht es vor allem um das Zusammenspiel von Sonnenstrahlung und Regen, also um die Wetterharmonie, die für das Wachsen und Gedeihen der Pflanzen nötig ist. Es geht aber genauso auch um die Harmonie zwischen den Menschen, die mit dem Wechselspiel von warm und kalt, nass und trocken, heiß und eisig, ruhig und stürmisch umgehen müssen. In beiden Bereichen ist einiges aus dem Lot gekommen.
Auf den Feldern zu arbeiten bedeutet sich anzupassen und allzeit flexibel zu sein, um bei diesem chaotischen Wetterspiel, wie wir es inzwischen haben, unsere Lebensmittel zu erzeugen. Gemüseanbau ist ein Abenteuer: Eine Herausforderung an unsere Geduld, an unsere Wahrnehmungsfähigkeit, an unsere stetige Entscheidungsfähigkeit, unsere Intuition, unser Gespür für Pflanzen und Tiere, für das Ökosystem fruchtbarer Humus und die Wirkung der gesamten Umgebung und unserer Einwirkungen auf diese Zusammenhänge. Wie komplex und feinst verästelt alles miteinander zusammenwirkt wird allmählich erst für uns erkennbar und auch wissenschaftlich erforscht.
In unserer rasant schnellen Welt gedeihen Menschen, Tiere und Pflanzen immer noch in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Alles braucht seine Zeit. Mit Supermaschinen, Chemikalien und Geräten aller Art kann dieses Wachstum nicht beschleunigt werden, auch mit Kunstdünger nur begrenzt und auf Kosten der Qualität, also der wertvollen Inhaltsstoffe für unsere Gesundheit. Industrielle Landwirtschaft ist deshalb ein Widerspruch in sich und hat das Potential diesen Planeten durch die Jagd nach schnellem Profit zu zerstören.
Wir hatten nach einem schneearmen Winter 24/25 einen schwierigen Jahresbeginn. Die Schneeschmelze, die ganz langsam an Ort und Stelle einsickert und bis in tiefere Schichten hinein durchfeuchtet, blieb aus und bescherte uns sehr mäßig feuchte Böden – ganz im Gegensatz zum Frühling 2024, der Staunässe mit sich gebracht hatte.
2025 mussten wir den Jungpflanzen Wasser auf die Felder fahren, mit Fässern und Schläuchen! So konnten die frühen Pflanzen gut anwachsen. Im Mai und Juni blieb der Regen aus, mindestens 30mm hätten wir gebraucht. 30mm entspricht 30 l Wasser auf den Quadratmeter (= 3 Gießkannen à 10 l). Auf einen Hektar sind das 300tausend Liter oder 300 Tonnen Wasser! Das ist das Minimum, das man mehrmals in einer Vegetationsperiode braucht (Hobbygärtner aufgepasst: wenn die Blätter vom Gießen nass sind, reicht das noch lange nicht).
Pro Hektar benötigen wir ca. 1000 Tonnen Wasser pro Jahr. Von wegen schlechtes Wetter!
Wir hatten im Juni zwei Hitzeperioden hintereinander, die Pflanzen mussten ums Überleben kämpfen. Im Juni werden die Möhren gesät. Sie haben zwar gekeimt, bei vielen sind dann aber im trockenen Boden die ersten feinen Würzelchen vertrocknet. Im Allgäu hatten wir bisher keine Bewässerungssysteme gebraucht. Ein Hektar Möhrenpflänzchen können wir nicht „von Hand“ bewässern. In Südeuropa werden Grundwasservorkommen genutzt, um Lebensmittel zu produzieren, was hochproblematisch ist, diese Vorkommen werden immer weniger. Südeuropa droht auszutrocknen. Das macht unsere Felder hier umso wertvoller und wir sollten sie dementsprechend wertschätzen, schützen und pflegen.
In der zweiten Jahreshälfte, von Juli bis September hat es dann ausreichend geregnet und unsere Ernte gerettet. Halleluja! So können wir nach einem sorgenvollen und mühevollen Jahr doch dankbar in die Winterpause gehen, in dem die Felder ruhen dürfen.
Während wir in dieser Jahreszeit die eingelagerten Schätze der Äcker für Sie aufbereiten und Ihnen nachhause und auf die Märkte bringen, freuen wir uns, dass Sie uns treu sind und besonders über die vielfältigen schönen Rückmeldungen, die mündlich und schriftlich bei uns ankommen und die uns immer wieder anspornen, Ihnen gesunde, leib- und seelennährende Lebensmittel zu liefern.
Wir wünschen eine ruhige und zuversichtliche Weihnachtszeit und ein hoffnungsfrohes Neues Jahr!
Erhard Pfluger Till Pfluger
und unser kompetentes und hochengagiertes Mosisgreuter Team